Cookie-Einstellungen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Cookie-Einstellungen

Joseph Cardijn

Kardinal der Arbeiter

„Ich habe mit einem, mit zwei, mit drei angefangen. Ich habe so oft angefangen und fange jeden Tag wieder neu an. Man muss täglich neu anfangen, 10-mal, 100-mal, 1000-mal.“ [1]

Cardijn wurde am 13. November 1882 geboren und wuchs in Schaerbeek, einem Stadtteil von Brüssel, auf, in dem er schon in seiner Kindheit mit Armut und Ausbeutung konfrontiert war. Besonders betroffen machten ihn die gleichaltrigen Kinder, die schon mit sieben Jahren die Arbeit von Erwachsenen verrichten mussten. Verbunden mit seiner christlichen Erziehung zur Nächstenliebe und zur Solidarität ließ diese Prägung in ihm den Wunsch danach reifen, ein Priester des arbeitenden Volkes zu werden.

Ein schwerer Schlag war der Tod seines Vaters, für den er Überarbeitung ursächlich sah. Das und der ihm während seines Studiums von ehemaligen Mitschülern entgegengebrachte Vorwurf, er wäre als „Pfaffe“ ein Kapitalistenunterstützer, legten schließlich den Grundstein für sein Wirken. Aus dem jungen Anwärter wurde der Arbeiterpriester, dessen Haltung bis in die heutige Zeit beispielhaft ist und nicht zuletzt für viele junge Menschen weltweit Vorbildcharakter besitzt.

1906 zum Priester geweiht zeichnete er sich vor allem dadurch aus, dass er den Dialog mit den Menschen suchte. Er sah die Missstände bei ihnen, fragte sie nach ihrem Befinden und vor allem ging er auf sie zu. Nicht sie mussten ihn fragen, er fragte sie. Das war eine wesentliche Eigenschaft Cardijns. Vor allem die Situation vieler Jugendlicher trieb ihn an. Er wollte nicht nur zuhören, was sie zu sagen hatten, sondern sie dazu ermutigen, selbst aktiv zu werden und ihre Situation zum Anlass zu nehmen, etwas zu ändern. Diese Haltung wurde zu seiner Philosophie und zum Fundament seines Wirkens. Ab 1912 begann er in Laeken mit dem Aufbau der späteren CAJ. In dieser Zeit kam er auch mit Fernand Tonnet in Kontakt, für den er zum Mentor wurde. Zwar war es dann dem Ersten Weltkrieg geschuldet, dass die Zusammenarbeit der beiden Männer eine Unterbrechung erfuhr, jedoch verloren sie niemals ihr Ziel aus den Augen. Nach dem Krieg wurde die Arbeit erneut aufgenommen, zu der sich in der Zwischenzeit zwei weitere junge Männer hinzugesellt hatten: Jacques Meert und Paul Garcet. Schon 1919 hatten sich bereits Strukturen herausgebildet, auf welchen der spätere Verband schließlich aufbauen konnte.

So wurde Cardijn zum Gesicht der Christlichen Arbeiterjugend. Seine Philosophie des Sehens, Urteilens und Handelns bildet noch heute die Grundlage unserer Arbeit weltweit. Die CAJ wuchs in Belgien zu einer Großbewegung heran, die sich schon kurz nach ihrer Gründung nach Frankreich ausbreitete. Die Bewegung junger Arbeiter hatte damit schon sehr zeitig eine Hürde genommen, wie Cardijn mit großer Zufriedenheit erkannt haben durfte: aus der lokalen Arbeit in Laeken war längst eine große Bewegung von internationalem Format geworden. Selbst Papst Pius XI. erklärte Cardijn während einer Audienz, dass die CAJ nicht nur seinen Segen hätte, sondern auch zu seinem Anliegen würde. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Cardijn die Früchte seiner Vision von damals erleben. Und das war vor allem während der Besetzung durch die Nationalsozialisten keine Selbstverständlichkeit, denn Cardijn entging nur knapp der Verhaftung und Deportation, die mehreren Mitgliedern der CAJ zum Schicksal wurde. Die CAJ wuchs allen Widrigkeiten zum Trotz immer weiter zu einer europa- und schließlich weltweiten Bewegung junger Arbeiter und Arbeiterinnen heran. So wurde 1947 die CAJ in Deutschland gegründet. 1950 feierte die CAJ ihr 25-jähriges Bestehen mit bereits 100.000 Jugendlichen aus 52 Ländern in Brüssel.

1965 wurde der Arbeiterpriester von damals zum Kardinal ernannt. Als solcher besuchte er 1966 den ersten Bundeskongress der CAJ Deutschland in Essen. Am 25. Juli 1967 verstarb Joseph Kardinal Cardijn. Sein Leben stand ganz im Zeichen der jungen Arbeiterschaft. Seine Philosophie und sein Wirken sind bis heute spürbar. Seine Botschaft ist die des Dialogs. Zu Lebzeiten zeichnete er sich schon durch seine große Gesprächsbereitschaft und –führung aus. Doch nicht nur darin besteht seine Botschaft. Es ist auch eine Botschaft der Ökumene: „Er trifft heimlich mit dem Pastor Visser ‘T Hooft zusammen, dem damaligen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er besucht im Jahre 1965 in Bangkok den Patriarchen der Buddhisten Thailands. Er trifft Entscheidungen, die jenen der damaligen Kirche weit voraus sind. Was für die Religion gilt, das gilt auch für den Ökumenismus. Nach seiner Meinung muß er inmitten des alltäglichen Lebens gelebt werden.“[2] Die CAJ ist seit jeher ein ökumenischer Verband. Joseph Cardijn konnte Menschen motivieren, er konnte ihnen den Sinn des Aktivseins näherbringen, er gab ihnen nicht einfach eine Stimme, er machte sie zu einer. Dabei spielte es keine Rolle, welcher Religion sie angehörten. Junge Menschen sollten sich vereinen, um gemeinsam gegen die Missstände ihres Lebens zu kämpfen. Bis zu seinem Tod verlor er das niemals aus den Augen.

[1] Zitat entnommen aus www.caj.de (23.06.2020, 12:45 Uhr).
[2] Zitat entnommen aus: Ascherl, Johann (Hg.): Kardinal Cardijn. Führe mein Volk in die Freiheit! Vollständige Übersetzung des französischen Orginal Va Libérer mon peuple! Gedanken von Joseph Cardijn zu wesentlichen Themen unserer Zeit. 1. Auflage 1999, S. 138.